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FINDET STATT — Perlen der Polyphonie
Sonntag, 27.09.2020, 16:00
Perlen der Polyphonie
Gambenconsort phantasm
Laurence Dreyfus, Diskantgambe und Leitung; Jonathan Manson, Altgambe; Heidi Gröger, Bassgambe;
Werke a3 von Bach, Bevin, Byrd, Gibbons, Locke, Purcell und Tomkins;
Obgleich das Gamben-Consort in England viel später als auf dem Kontinent
zur Blüte gelangte, bewegte sich doch das Repertoire dafür von Anfang an auf
sehr hohem Niveau. Dieses Programm zeigt, dass und in welchem Maße das
englische Oeuvre für Gamben-Consort von oft ausgeklügeltster Kontrapunktik
durchdrungen ist. Bescheidene drei Stimmen reichen aus, um die
faszinierendsten kontrapunktischen Strukturen zu flechten, und darüber
hinaus liebten es die Komponisten, für diese Besetzung in gewagten
Harmonien und komplexen Rhythmen zu schwelgen.
In Sermone blando, a 3 (einem Hymnus für die katholische Laudes) stellt
William Byrd seine Fertigkeiten in der Komposition über Themen
Gregorianischer Gesänge unter Beweis. Seine Three Fantasias, a 3 sind später
entstanden, und vereinen auf das Trefflichste konzentrierten Kontrapunkt und
dichteste Expressivität.
Die überraschenden Werke für Gamben-Consort von Orlando Gibbons
zeichnen sich durch Konzentration und Stimmigkeit aus.
Matthew Locke beeinflusste Henry Purcell sehr stark mit seiner Vorliebe für
stilisierte Tänze, und Purcell selbst blieb es – in seiner charakteristischen und
brillanten Weise und mit perfektem Gefühl für harmonische Raffinesseüberlassen, die englische Tradition der Fantasia für Gamben-Consort noch
einmal zu einem Höhepunkt zu führen.
–
Johann Sebastian Bach schließlich bemühte sich Zeit seines Lebens darum,
den strengen Kontrapunkt nicht als ,Augenmusik‘ erscheinen zu lassen. Das
ist insbesondere aus dem Titel der Kunst der Fuge ersichtlich, der eben
gerade von der Kunst der Fuge spricht, nicht von ihrer Künstlichkeit oder
Kunstfertigkeit. Die Idee, dass eine Fuge lyrisch und expressiv sein könne, ist
eine bedeutsame Errungenschaft in der Geschichte des Kontrapunkts, und die
Doppelfuge Contrapunctus 8 aus der Kunst der Fuge kann als perfektes
Beispiel dafür angesehen werden: Ein fesselndes Musikstück, gerade auf
Grund der Art und Weise, wie Bach die Mittel der Fugenkomposition –
kontrapunktische Rotation und Stimmenverteilung – dramatisch einsetzt.